Ohrwurm of the day

Shakira – BZRP Music Sessions #53

Wie Shakira ihren Ex-Mann Piqué in Battle-Rap-Manier angreift, wer davon profitiert, und wer unter die Räder kommt.

Meine derzeitige popkulturelle Obsession fokussiert auf das genaue Gegenteil eines Geheimtipps: auf Shakira und ihre überraschende Zusammenarbeit mit dem argentinischen Produzenten Bizarrap mit dem funktional benannten Track „BZRP Music Sessions #53“. Beim ersten Hören beziehungsweise Ansehen des dazugehörigen Musikvideos war ich noch nicht nachhaltig beeindruckt, auch wegen meiner nur grundlegenden Spanisch-Kenntnisse und in Unkenntnis des Kontextes. Erst als ich dann zufällig über eines der zahllosen Reaction-Videos stolperte, wurde mir die Tragweite des Songs bewusst. Denn Shakira nimmt mit diesem Song unzweideutig ihren ehemaligen Lebensgefährten, den Ex-Fußballprofi Gerard Piqué und dessen neue Freundin Clara Chía, aufs Korn – und zwar in einer Art, die inhaltlich schon fast an einen Battle-Rap-Track heranreicht.

Shots fired

Die erste Strophe ist noch vergleichsweise harmlos: Der „Champion“ habe sich von seiner schlechtesten Seite gezeigt, Shakira habe sich von „diesem Kater“ schon lange trennen sollen, eine „Wölfin wie sie sei nichts für Anfänger“.

In der zweiten Strophe erfahren wir, dass Shakira im gemeinsamen Haus in unmittelbarer „Nachbarschaft zur Schwiegermutter“ zurückgelassen wurde, die „Presse vor der Tür“ und inmitten eines schwelenden Verfahren wegen Steuerhinterziehung. Zuvor wird in eine ziemlichen genialen Reimkette von „mortifique’“ über „mastique’“ und „supliquе’“ sogar sein Name eingebaut: „sal-pique“. Die zweite Strophe schließt mit einer ziemlich empowernden, emanzipatorischen Aussage: „Die Frauen weinen nicht mehr, die Frauen kassieren ab“.

Doch hier endet die weibliche Solidarität aber auch wieder, denn in der dritten Strophe rückt die neue Freundin ins Schussfeld. Auch die 22-jährige Studentin wird kaum verschleiert beim Namen genannt: „Clara-mente“ habe zwar einen guten Ruf, doch sei dies nur ein Schein. Piqué habe mit dem „vermeintlichen Austausch“ Shakiras einen „Ferrari“ gegen einen „Twingo“, eine „Rolex“ gegen eine „Casio“ getauscht. Shakira sei gleich „zweimal 22 wert“ – offenbar gleich mehrere Verweise in einem: das Alter von Clara Chía, die typische Siegesgeste Piqués, der 2. Februar als gemeinsamen Geburtstag – auch wenn es vielleicht nur Zufall ist, dass diese Zeile genau an Minute 2:22 des Musikvideos fällt. „Ich war zu groß für dich, deshalb bist du jetzt mit einer zusammen, die dir ebenbürtig ist“ – so oder so ähnlich schließt der Song.

Lyrisch wird hier also aus allen Rohren geschossen, getragen von der schon ziemlich einzigartigen Stimme Shakiras und einer abwechslungsreichen Vortragsweise mit vielen Rhythmus-Wechseln. Musikalisch geht das ganze auch ziemlich flott und druckvoll daher, der Dance-Beat ist aber auch keine Offenbarung. Insgesamt wirkt der Track unpolierter und rauer als Shakira sonstiger, hochglanzpolierter Output – soweit ich mit ihm vertraut bin.

Der Shakira-Effekt

Es lässt sich nicht anders sagen: Der Track ist eingeschlagen wie eine Bombe. Auf YouTube nähert sich das ziemlich simple Musikvideo nach nur drei Wochen unglaublichen 300 Millionen Klicks, Spotify und Hitlisten laufen heiß, die Regenbogenpresse überschlägt sich. Während Shakira auf TikTok fröhlich kleine Tänzchen zum eigenen Song nachschiebt, fährt Piqué jetzt offenbar Twingo und verkündet einen vermeintlichen Sponsor-Deal mit dem Uhrenhersteller Casio. Ein „Rosenkrieg“ zwischen Medienprofis?

Die erwähnten Unternehmen haben nicht nur neues Futter für ihre Social-Media-Kanäle wie hier etwa Renault auf Twitter, der sogenannte Shakira-Effekt hat den erwähnten Unternehmen vielmehr einiges an Wert gebracht und lässt sich wohl sogar an börslichen Kursveränderungen messen.

Am Ende haben wohl alle etwas davon – bis auf Clara Chía, die in der Öffentlichkeit jetzt wohl ständig mit dem Track konfrontiert wird und sich offenbar wegen Panikattacken in stationäre Behandlung begeben musste. Ohne die genauen Umstände zu kennen: Es hätte vielleicht auch gereicht, nur den medienversierten Fußballprofi anzugreifen – Shakira hat den selbstzitierten „schmalen Grat zwischen Liebe und Hass“ aber offensichtlich überschritten.

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